Die praktische Ausbilung zur Ergotherapeutin Hallo Johanna, vielen Dank, dass du dich zum Gespräch bereiterklärt…
In der Einleitung eines Beitrags des COPD-Deutschland e.V. heißt es:
„Atmen bedeutet Leben. Ohne zu atmen kann ein Mensch nur ein paar Minuten lang überleben. Mit sehr eingeschränkter bzw. gestörter Atmung kann das Leben zu einer großen Belastung werden.“
Diese Sätze verdeutlichen das Hauptproblem der COPD-Patientengruppe: eine starke Belastung im Alltag durch Luftnot.
COPD ist die Abkürzung für den englischen Begriff chronic obstructive pulmonary disease. Die deutsche Übersetzung lautet Chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für Erkrankungen der Lunge, deren Hauptsymptome vermehrter Auswurf, Husten und Atemnot bei Belastung sind. „Obstruktiv“ bezeichnet die Verengung der Atemwege, welche dazu führt, dass Menschen mit fortgeschrittener COPD schwer Luft bekommen. Sie geraten schon bei leichten Tätigkeiten außer Atem und haben Angst zu ersticken. Das Symptom der Atemnot entwickelt sich langsam und im Verlauf mehrerer Jahre. Auffällig sind Beschwerden wie Husten, welcher über Monate besteht.
Mediziner verweisen auf einen starken Zusammenhang zwischen Rauchen und COPD. Nicht jeder Raucher erkrankt, aber fast alle Menschen mit COPD rauchen oder haben früher geraucht. Mit der steigenden Anzahl der Raucherinnen erkranken auch immer mehr Frauen, wodurch das Bestehen dieses Zusammenhangs untermauert wird. Auch andere, andauernde Reizungen der Lunge, bspw. durch berufliche Exposition mit schädlichen Stäuben oder Gasen, begünstigen das Entstehen der Erkrankung.
Da die Lunge über große Reserven verfügt und in Ruhe meist nur weniger als ein Zehntel der Luftmenge benötigt, die die Atmung bei starker Anstrengung zur Verfügung stellen kann, macht sich die Erkrankung im Alltag oft erst dann bemerkbar, wenn bereits ein großer Teil dieser Reserve verlorengegangen ist. Bei fortgeschrittener COPD tritt die Atemnot dann bereits in Ruhe auf.
Medizinische Behandlung:
Ein Ziel ist es, das Alltagsleben von Menschen mit COPD zu erleichtern, Symptome und Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern. Ein weiteres Ziel ist das Fortschreiten der COPD zu verlangsamen, also Zeit zu gewinnen. Auch einer Zunahme der Atemnot soll vorgebeugt werden.
An erster Stelle stehen hierbei die verschiedenen Möglichkeiten der Atemhilfe, wie Sauerstofflangzeittherapie sowie maschinelle Beatmungsformen und die medikamentöse Therapie (die Gabe bronchialerweiternder, schleimlösender und antientzündlicher Medikamente).
Eine langfristige Zufuhr von Sauerstoff über eine Nasenbrille kann das Befinden der Patienten deutlich verbessern und Komplikationen wie Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) und Rechtsherzinsuffizienz, sowie ein Fortschreiten der Verschlechterung des Trainingszustandes aufhalten.
Häufig führen Infektionen der Lunge oder der Bronchien bei Patienten mit dem – nicht selten unerkannten – Grundleiden COPD, zu einer plötzlichen Verschlechterung der Lungenfunktion. Akut auftretende, schwere Atemnot führt dann zur Aufnahme in die Rettungsstelle und macht einen Krankenhausaufenthalt unumgänglich. Die Einsetzten einer Trachealkanüle zur maschinellen Beatmung kann im Verlauf der Notfallbehandlung erforderlich werden.
Zur Anwendung zu Hause gibt es sowohl für die Sauerstofftherapie als auch für die Langzeitbeatmung verschiedene Systeme. Für mobile Patienten sind zusätzlich transportable Geräte geeignet. Durch die Auswahl eines passenden Systems kann und muss die Immobilität des Patienten verhindert werden.
Sauerstoffkonzentrator für zu Hause
Ergotherapeutische Behandlung:
Ist die Krankheit erkannt, kann ihr Verlauf in den meisten Fällen positiv beeinflusst werden. Eine konsequente Behandlung und Vermeidung weiterer Lungenschädigung helfen die Beschwerden zu lindern. Für Menschen mit COPD ist es deshalb wichtig, ihre Erkrankung und die Wichtigkeit einer Behandlung zu verstehen. Dies ermöglicht ihnen ein aktives und eigenverantwortliches Management der Erkrankung.
An dieser Stelle setzt die Ergotherapie an. Einerseits gibt sie Unterstützung bei der Erlangung der Kompetenz zum Selbstmanagement, andererseits wird dem Auftreten von Angst, Panikstörungen und Depressionen entgegengewirkt, welche einen erwiesenermaßen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und damit auf die Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit nehmen.
„Den Patienten dort abholen, wo er steht“ ist ein Leitgedanke der Ergotherapie. Die Erlangung von Autonomie im beruflichen Alltag und im gesellschaftlichen Miteinander sind wichtige Therapieziele. Persönliche Ressourcen des Patienten, wie z.B. eine positive Einstellung, Selbstvertrauen, Motivation, körperliche Fitness und tragfähige soziale Beziehungen, nehmen eine zentrale Rolle ein. So steht zu Beginn einer Therapie die Analyse der Ressourcen, Fähigkeiten und Kontextfaktoren des Klienten im Vordergrund. Auf dieser Grundlage erfolgt die Erstellung eines individuellen Therapieplans. Die ersten Therapiestunden dienen unter anderem der Schaffung einer vertrauensvollen Patienten-Therapeuten-Beziehung, welche die Basis der Zusammenarbeit darstellt.
Die Förderung der Introspektionsfähigkeit des Klienten ist ein weiterer wichtiger Therapieinhalt. Das Wissen um die Entstehung von Ängsten und deren Auswirkung auf das körperliche Befinden wird gefestigt. Dabei können Psychoedukation, personenzentrierte Gesprächsführung und therapeutisch geführtes Benennen und kognitives Aufarbeiten von Ängsten sinnvoll und wirksam sein.
Dem Patienten werden Kompensationsstrategien, wie z.B. „Pausen nehmen“, oder „mehr Zeit einplanen“, nahe gebracht. Sie dienen dem Ziel, größtmögliche Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu erlangen.
Ein bei COPD-Patienten häufig auftretendes Phänomen ist die subjektiv empfundene Dyspnoe (Luftnot, Atemnot). Diese ist durch medizinische Messmethoden nicht darstellbar, d.h., der Patient verfügt über „gute Werte“ und wird darum von medizinischer und pflegerischer Seite oft nicht genügend ernst genommen. Die Dyspnoe und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und daher keine Hilfe zu erhalten, führen zu starker Angst, Unruhe und massivem Stress, welche sich wiederum negativ auf das körperliche Befinden auswirken.
In der Ergotherapie können Entspannungsmethoden wie z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, oder Fantasiereisen vermittelt werden. Der Klient fühlt sich ernst genommen und erhält ein wirksames Hilfsmittel, welches er in Stresssituationen selbständig einsetzten kann.
Im weiteren Verlauf der Therapie ist das Training von Aktivitäten des täglichen Lebens (ADLs) angezeigt. Der Patient ist nun bereit, sich stressauslösenden Situationen auszusetzten und seine Belastbarkeit Schritt für Schritt zu steigern.
Schamgefühle beim Auftreten mit Respirator und Trachealkanüle in der Öffentlichkeit, führen nicht selten zum sozialen Rückzug des Klienten. Die Förderung der Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist ein wichtiges Therapieziel zur Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualität.
Literaturtipp und Quelle:
„Luftlos und lustlos? Wie ambulante Ergotherapie einen wertvollen Beitrag zur Behandlung beatmungsabhängiger COPD-Patienten leisten kann.“
Ergotherapie und Rehabilitation, Heft 01/2014, S. 19
Wo gibt es für mich als Ergotherapeutin Weiterbildungs – und Fortbildungsmöglichkeiten für die ergotherapeutische Behandlung bei COPD im Raum Ludwigsburg/Stuttgart? Oder in Deutschland?
Mit freundlichen GrüßenG. Flehmig